RaProf Zusammenfassung
Ra-Prof steht für Radicalisation Profiling, wurde von Daniele Lenzo und dem Schweizerischen Institut für Gewalteinschätzung (SIFG) entwickelt und wird von der Beratungs- und Anlaufstelle für Extremismus und Gewaltprävention Schweiz (BEGS) vertrieben. Das Instrument dient dazu, Radikalisierungstendenzen frühzeitig zu erkennen. Derzeit existiert es in zwei Versionen: in einer Version zur Erkennung von dschihadistischem Extremismus und in einer zur Erkennung von Rechtsextremismus. Die Version zum dschihadistischen Extremismus basiert zum einen auf Erkenntnissen aus der Forschung. Zum anderen liegen ihr Checklisten aus verschiedenen Leitfäden zur Erkennung von Radikalisierungstendenzen zugrunde.
Ra-Prof geht davon aus, dass bestimmte Haltungen, Äusserungen oder Verhaltensweisen Indikatoren dafür sein können, dass ein Radikalisierungsprozess in Gang gekommen ist. Das Instrument bietet Unterstützung, wenn es darum geht, diese Einschätzung zu verdichten und festzustellen, ob Beratungsbedarf besteht. Mitarbeitende, welche direkt mit der betroffenen Person zu tun haben, beantworten einen Online-Fragebogen. Die elektronische Auswertung arbeitet mit Ampelfarben: Rot steht für dringenden Handlungsbedarf, Orange bedeutet, dass weitere Abklärungen nötig sind, Grün weist darauf hin, dass derzeit kein Handlungsbedarf besteht. Eine detaillierte Beurteilung durch zwei Extremismus-Fachkräfte einer zertifizierten Fachstelle ergänzt das Ergebnis (Peer-Review). Um eine möglichst umfassende Beurteilung der betroffenen Person machen zu können, ist es sinnvoll, wenn der Fragebogen von mehreren Personen einer Behörde oder Institution ausgefüllt wird, die beruflich mit dem Fall befasst sind. Da der Beurteilungsprozess anonym erfolgt, eignet sich Ra-Prof auch in der interkantonalen Zusammenarbeit.
Seit 2019 stehen auch die beiden Instrumente «DeRa-Prof Islam» und «DeRa-Prof Rechts» zur Verfügung. Sie dienen dazu, Distanzierungs- respektive Deradikalisierungsprozesse zu erkennen. Das Prinzip ist dasselbe, jedoch wird hier der Fokus auf Distanzierungsfaktoren gelegt.
RaProf Islamisierung
Mit dieser Methode können mögliche Radikalisierungstendenzen genauer eingeschätzt wer- den. Die aufgeführten Indikatoren stammen aus der Jihadismus-, Radikalisierungs- und Extremismusforschung, sowie aus bereits bestehenden Leitfäden zum Thema.
DeRaProf Islamisierung
Mit dieser Methode können mögliche Deradika- lisierungsindikatoren erkannt und genauer eingeschätzt werden. Die Indikatoren können die Grundlage für eine Deradikalisierungsarbeit bieten.
RaProf Rechts
Die Einschätzungsmethodik RA-PROF (Radikali- sation Profiling) wurde um den Bereich Rechtsextremismus erweitert. Mit dieser Methode können mögliche rechtsexremistische Tendenden erkannt und genauer eingeschätzt werden.
DeRaProf Rechts
Mit dieser Methode können rechtsextremistische Deradikalisierungsindikatoren erkannt und genauer eingeschätzt werden. Die aufgeführten Indikatoren stammen aus der Rechtsxtremismusforschung. Die Indikatoren können eine Grundlage für die Deradikalisierungsarbeit bieten.
Kindeswohlgefährdung
Diese Online-Methode erlaubt es geschulten Fachpersonen eine mögliche Kindeswohlgefährdung strukturiert einzuschätzen und ggf. die nötigen Schritte einzuleiten.
Schutzmerkmale in Schulen
Damit Präventionsbemühungen eine nachhaltige Wirkung erzielen, muss die Arbeit mit der Schulklasse darauf abzielen, die Gruppe zu stärken, indem schützende Merkmale „installiert“ werden. Bei gewaltpräventiven Massnahmen in Schulklassen sollen darum Schutzmöglichkeiten möglichst objektiv analysiert werden können. Dazu soll die vorliegende Checkliste dienen.
Referenzen:
- Berner Gesundheit
- Perspektive Thurgau
- Schulen der Stadt Zürich
- https://perspektive-tg.ch/gesundheitsfoerderung-und-praevention/schulen/schutzmerkmale-in-der-schule/
Identität und Persönlichkeit
Gesprächsführung anhand des Fünf-Säulen-Modells
Was braucht es, um ein ausgeglichenes, zufriedenes Leben zu führen?
Im Lauf der Kindheit und Jugend entwickeln sich Identität und Persönlichkeit jedes Menschen: Wer bin ich, auf wen be- ziehe ich mich, worüber definiere ich mich, wohin gehöre ich, was macht mich aus? Die Identitätsentwicklung ist allerdings ein lebenslanger Prozess, der Ressourcen wie positive Lebenserfahrungen, Vorbilder, Bezugspersonen und vieles mehr umfasst.
Der Psychologe Hilarion Petzold beschreibt die Identität in fünf Säulen: Leiblichkeit, soziale Beziehungen, Arbeit und Leistung, materielle Sicherheit sowie Werte und Ideale. Sind diese Säulen stabil, verfügt der Mensch in der Regel über die notwendigen Ressourcen, um die stetigen Herausforderungen im Leben zu meistern.
Das Modell «Fünf Säulen der Identität» eignet sich dazu, die Stabilität der einzelnen Säulen zu erfragen und abzubilden. Sind einzelne Säulen zu wenig gefestigt, fehlen die not- wendigen Ressourcen, und auch eine starke Persönlichkeit eines Menschen kann ins Wanken geraten. Manche haben in solchen Situationen die Tendenz, eine Ersatzidentität zu suchen und sich darüber neu zu definieren.
Im negativen Fall können auch Suchtverhalten, Radikalisierung, Extremismus oder kriminelle Handlungen die Folge sein. Insbesondere Mitglieder extremistischer Gruppierungen wie beispielsweise des sogenannten Islamischen Staats oder Rechts- und Linksextremisten setzen an diesem Punkt an. Sie manipulieren «suchende» Menschen, indem sie ihre Ideologien, Werte und sozialen Beziehungen anbieten. Da- mit verleihen sie den Betroffenen in ihren defizitären Säulen scheinbare Stabilität und schenken ihnen eine «neue» Identität.
Diese Methode richtet sich an Fachleute im im Sozial- und Schulwesen oder im Sicherheitsbereich. Er soll bei der Gesprächsführung mit Betroffenen dazu dienen, deren Stärken und Ressourcen, aber auch den Bedarf an Unterstützung und Begleitung zur Stabilisierung ihrer Identität aufzuzeigen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Ein derartiges Gespräch kann nach verschiedenen Beobachtungen sinnvoll sein. Möglicherweise zeigt die betroffene Person mangelndes Selbstwertgefühl oder gewaltbereites Verhalten. Es können aber auch Radikalisierungstendenzen oder sonstige Krisensituationen wie der Verlust der Arbeitsstelle oder ein tragisches Ereignis ausschlaggebend sein
Referenzen:
- Schul- und Sportdepartement Stadt Zürich
- Kantonspolizei Zürich
- https://www.zh.ch/content/dam/zhweb/bilder-dokumente/themen/sicherheit-justiz/delikte-praevention/dokumente/gewalt-extremismus/radikalisierung-extremismus/1903_spre_identitaet_persoenlichkeit.pdf
Drohungen/Früherkennung
Diese Methodik hilft frühzeitig Tendenzen einer möglichen Zielgerichteten Gewalt zu erkennen. Die aufgeführten Indikatoren stammen aus offline Leitfäden zum Thema und aus der Forschung zu zielgerichteter Gewalt.
Stalking
Viele Menschen nehmen Verhaltensweisen, die auf Stalking hinweisen, nicht ernst genug – was potentiell zu gefährlichen Situationen führen kann. Ein Stalker ist eine Person, die dir eine Art von intensiver Aufmerksamkeit zukommen lässt, die bei den meisten Menschen Unwohlsein und Angst hervorrufen würde. Stalking ist illegal und tritt oft zusammen mit Verhaltensweisen auf, die mit Einschüchterung oder Belästigung zusammenhängen. RaProf Stalking hilft, einzelne Indikatoren von Stalking frühzeitig zu erkennen. Dadurch ergibt sich ein ganzheitliches Bild einer Stalkingsituation.
Zivilcourage
Mit diesem Selbsttest können Interessierte ihr Wissen und Handeln zum Thema Zivilcourage testen und die Reaktion auf verschiedene Alltagssituationen mit der Reaktion anderer vergleichen. So erhält man einen Eindruck von der Vielfalt möglicher Formen von Zivilcourage und bekommt spezifische Tipps von Experten, welches Verhalten in einer konkreten Situation günstig und von welchem abzuraten ist.
Referenzobjekt: Stadtpolizei Zürich
https://raprof.com/index.php/296333?newtest=Y
https://www.pszeitung.ch/zivilcourage/
Suizid
Mit dieser Methode-Einschätzung ist es möglich, suizidale Tendenzen strukturiert einzuschätzen und ggf. die nötigen Schritte einzuleiten. Die Indikatoren stammen aus Offline Leitfäden und aus der Suizid Forschung.
RaProf Work-Life Balance / Burnout
Durch die Methodik Work-Life Balance wird Führungspersonen, Arbeitgeber, Sozialarbeiter, Institutionen etc. ein Instrument zur Einschätzung der Work-Life Balance gegeben.
Zusatzionfos
Die Online-Tools sind durch die Beratungs- und Anlaufstelle für Extremismus und Gewaltprävention Schweiz (BEGS) entwickelte Methoden, die es erlauben, extremistische, gewaltsame und suizidale Einstellungen oder Gefährdungen frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren.
Bei Interesse: begs@posteo.ch